Zug der Freiheit 1989 oder „Wie schmeckte die DDR?“
Dresden war einer der wichtigsten Ausgangspunkte der Friedlichen Revolution von 1989 / Zahlreiche Veranstaltungen für 2009 geplant / Orte der Erinnerung
Dresden, 4. Oktober 1989. Über 5000 Menschen ziehen demonstrierend über die Prager Straße. Ziel ist der Dresdner Hauptbahnhof. Einige versuchen, gewaltsam zu den Gleisen vorzudringen. Denn hier fahren die Züge mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag nach Westdeutschland, die Züge der Freiheit. Die Polizei räumt den Bahnhof, rund 1300 Menschen werden am Abend und in den kommenden Tagen verhaftet. Tote und Verletzte sind jedoch nicht zu beklagen. Dennoch: es sind die meist beachteten Auseinandersetzungen von demonstrierenden Bürgern mit den Sicherheitskräften der DDR seit dem 17. Juni 1953.
Dieses Ereignis hatte eine starke Symbolwirkung im Hinblick auf die Möglichkeiten des friedlichen Widerstandes bei den Protesten am 7. Oktober in Plauen, sowie am 9. und 16. Oktober in Leipzig, bevor der Funke des Aufstands auch andere Städte der DDR und Berlin erreichte. Eine gewaltsame Niederschlagung in Dresden hätte möglicherweise eine fatale Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Proteste gehabt.
Der Aufstand gegen das DDR-Regime, der sich bereits seit Mitte der 1980-er Jahre in den Friedensgebeten auch in der Dresdner Kreuzkirche, sowie zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens an der Ruine der Dresdner Frauenkirche mit ungewissem Ausgang angedeutet hatte, fand seinen ersten Höhepunkt.
Weitere große Demonstrationen folgten. In Berlin demonstrierten am 4. November eine Million Menschen gegen das SED-Regime, was schließlich am 9. November zur Öffnung der Berliner Mauer führte.
Ohne diese Ereignisse gäbe es kein vereinigtes Deutschland, keine Osterweiterung der Europäischen Union. Die Geschichte Europas wäre völlig anders verlaufen.
Dresden erinnert an seinen Beitrag zur Friedlichen Revolution 1989 mit zahlreichen Veranstaltungen. Dabei wird nicht nur ostalgisch in die Vergangenheit geschaut, sondern auf die Entwicklung der vergangenen Jahre. Gerade die Bedeutung der politischen Veränderungen für die „Generation 89“ wird genauer beleuchtet. Heute ist es für viele nicht mehr vorstellbar, dass Telefone vor 20 Jahren Kabel hatten und es weder Internet, Wikipedia, Youtube, E-Mails noch MP3-Player gab.
Die Ringvorlesung zum Thema „Wie schmeckte die DDR“ wird thematisieren, was Bürger der DDR schätzten, aber auch unter was sie litten. Hier soll keine Verklärung sondern Aufklärung gerade für die jungen Menschen betrieben werden, die die DDR nicht mehr kennen gelernt haben.
Von Juli 2009 bis Januar 2010 zeigt das Stadtmuseum seine große Sonderausstellung „Dresden im Herbst 1989“. Bisher noch nie gezeigte Exponate erzählen von der faszinierenden Geschichte, wie eine übermächtige Staatsmacht mit Gewaltlosigkeit, Beharrlichkeit, und Einfallsreichtum in die Knie gezwungen wurde.
Das Dresden der DDR- und Wendezeit wird auch in der Dauerausstellung des Stadtmuseums im Landhaus in der Wilsdruffer Str. 2 gezeigt (Di-So 10-18 Uhr, Fr bis 20 Uhr; Tel.: 0351-656 48 611).
Weitere Infos unter www.museen-dresden.de