Jakobusweg Teilstrecke I: Im Ries von Öttingen bis Wemding
Der Jakobs- oder Jakobusweg ist ein weit gefächertes Routennetz mit zahlreichen über ganz Europa verstreuten Ausgangspunkten. Alle Einzelwege bündeln sich in den Pyrenäen zu dem Hauptweg, der westwärts durch Galizien nach Santiago de Compostela führt.
Ziel all dieser Wege ist das Grab des heiligen Jakobus d. Ä., der im Jahre 44 nach Christus in Jerusalem das Martyrium erlitt. Er galt nach christlicher Überlieferung als erster Missionar auf der iberischen Halbinsel. Der Legende nach sind seine Gebeine auf wundersame Weise in einem Boot wieder nach Spanien gelangt und an einem Ort namens Compostela bestattet worden.
Wer in den Katalogen von Reiseveranstaltern blättert oder in den Regalen von Buchhandlungen und Bibliotheken stöbert, ist vielleicht überrascht von den zahlreichen Angeboten und Veröffentlichungen, die sich mit der Wallfahrt zum heiligen Jakobus befassen.
Das Thema hat in den letzten Jahren einen ungeahnten Höhepunkt erreicht, wobei neben spirituellen Motiven auch touristische Absichten feststellbar sind. Zweifellos wurden und werden auf diese Weise viele Menschen dazu angeregt, sich auf den Weg zu machen, um den Alltag hinter sich lassen, sich selbst zu finden oder ganz einfach etwas Besonderes zu erleben.
Die Wiederentdeckung des Pilgerns auf Jakobswegen zeigt, dass es sich zunehmend zu einer ökumenischen Unternehmung entwickelt hat. Das ist nicht selbstverständlich, denn nach dem Glauben der katholischen Kirche können lebende und verstorbene Christen, insbesondere die Märtyrer als Fürsprecher bei Gott angerufen werden, was jedoch dem Bibelverständnis der evangelischen Christen nicht entspricht.
Trotzdem sind sich beide Konfessionen inzwischen darin einig, die Heiligen als Vorbilder anzusehen, denen es nachzueifern gilt. So gesehen ist die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela für jeden offen, der bereit ist, sein Leben zumindest für einige Zeit nach den Regeln der Menschlichkeit, des Nachdenkens und des Verzichts auszurichten.
Doch keine Angst. Der Jakobusweg muss nicht auf einmal ergangen werden. Nein - er bietet vielmehr die Möglichkeit, je nach Zeit und Möglichkeit des Interessierten, einen Weg mitzugehen und sich in dieser Zeit etwas zu sammeln und in sich zu gehen.
Es soll kein Martürium sein - geistige Festigkeit setzt lediglich den willen voraus etwas neues, etwas Anderes zu finden und wenn dieses Neue man selber ist.
Eine gute Möglichkeit für eine Start oder einer Begehung eines Teilstückes ist sicherlich Bayern. Denn Bayern ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel und weckt bei Besuchern das Interesse an Brauchtum und Geborgenheit.
Gehen Sie also mit uns entlang des Jakobusweges und finden Sie den Startpunkt in Ihrer Nähe.
Nicht jeder Reisende hat die Zeit und Möglichkeit den gesamten Pilgerweg zu beschreiten. Aus diesem Grund zeigen wir Ihnen Streckenabschnitte in Bayrisch Schwaben die schon zu Zeiten des Mittelalters von Pilgern gegangen sind.
Natürlich ist es jedem mündigen Jakobspilger selbst überlassen ist, sich seine Tagesstrecke selbst einzuteilen. Trotzdem kann für denjenigen, der die gesamte Route zurücklegen und deshalb über mehrere Tage unterwegs sein will, ein Vorschlag für die Unterteilung in „handliche“ Etappen sehr nützlich sein.
Der Reiseführer "Bayrisch Schwäbischer Jakobus-Pilgerweg - Vom Ries zum Bodensee in 16 Tagesetappen (Autor Ulrich Lohrmann) hilft Ihnen ausgezeichnet bei der Planung von Tagestouren,
Ein Vorschlag des Autors ist beispielsweise die Tour im Ries von Öttingen bis Wemding die wir Ihnen hier auszugsweise einmal vorstellen:
Auszug aus den Toureninfos des Autors
"Unsere Pilgerwanderung durch Bayerisch-Schwaben beginnt in der gut erhaltenen Altstadt von Oettingen, wo uns der Schutzpatron der nächsten Tage und Wochen in der Jakobskirche verabschiedet. Unterwegs erleben wir neben der schönen Riesebene in der Wallfahrtskirche Maria Brünnlein bodenständige Frömmigkeit und schließlich in Wemding das von Jahrhunderten geprägte Bild einer romantischen Kleinstadt."
Beim Aufbruch in Oettingen, der romatischen Fürstenstadt an der Nahtstelle von Bayerisch-Schwaben, Franken und Baden-Würtemberg hat uns eine große innere Spannung erfasst, die uns von nun an lange nicht mehr ruhen lässt, wenn wir auf dem Pilgerweg dem noch weit entfernten Bodensee zustreben.
Die 1057 gegründete Stadt wurde im 12. Jahrhundert erweitert und zur Residenzstadt ausgebaut. Ev. Pfarrkirche St. Jakob: Im Kern mittelalterlich, Umbauten im 15. und 16. Jahrhundert, 1680 Barockisierung. Zahlreiche Figuren und Epitaphe.
Neues Schloss: Umbau 1680 im Stil der Renaissance. Sitz des staatlichen Zweigmuseums für Völkerkunde. Stadtbefestigung teilweise noch erhalten.
Gleichsam als Symbol für den vor uns liegenden Pilgerpfad weist uns an der Pfarrkirche St. Jakob die in Bronze gegossene Figur eines Jakobspilgers den Weg aus der Stadt hinaus. Vorbei an der kath. Pfarrkirche St. Sebastian und durch das Zwingertor gelangen wir zur Wörnitzbrücke, um dann auf dem Fuß/Radweg nach Megesheim zu wandern. Nach Durchquerung der Ortschaft (Pfarrkirche St. Lucia und Ottilia) geht es auf Feldwegen abwechslungsreich durch den Weiler Lerchenbühl und weiter, nun auch durch Waldstücke, nach Trendel mit seinem schönen Ortsbild und einem großartigen Ausblick in den Rieskessel.
Von nun an bewegen wir uns für einige Zeit im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und damit im Regierungsbezirk Mittelfranken. Nach 15 Minuten kommen wir nach Polsingen mit einem ehemaligen Wasserschloss (heute Behindertenwerkstätten der Diakonie Neuendettelsau).
Wir überqueren die Rohrachbrücke und stoßen auf den weiß-rot-weiß gekennzeichneten Frankenweg, der uns von hier bis Harburg begleiten wird. Im weiteren Verlauf macht der Wechsel von Feld und Wald das Wandern zu einem wahren Vergnügen.
Schon bald lässt uns der Blick auf die Wallfahrskirche Maria Brünnlein erkennen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.
In diesem Gotteshaus erwartet und kurz vor dem Etappenziel ein überaus reizvolles Ensemble. Der prachtvolle Rokokobau (Neubau 1748–52/81) ist reich stuckiert und mit qualitätvollen Fresken (J. B. Zimmermann), Altären und Plastiken ausgestattet. Eine wundertätige Muttergottes (1755) ist das Gnadenbild.
Auf dem Weg nach Wemding verlassen wir kurz den Frankenweg und betreten durch das Amerbachertor die historische Altstadt, deren Erkundung auch am Ende eines Wandertages überaus lohnend ist. Am Haus des Gastes erwartet uns die nächste Jakobusinformationstafel.
Wemding: Nach den ersten Anfängen im 8. Jahrhundert erhielt Wemding 1318 das Stadtrecht. Am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege entwickelte sich die Siedlung zu einer wohlhabenden Ackerbürgerstadt. Der städtebaulich interessante Marktplatz wird dominiert von der doppeltürmigen Stadtpfarrkirche St. Emmeram. Der mehrfach umgebaute Bau hat heute ein barockes Gesicht (Seitenaltäre von Dominikus Zimmermann).
Erwähnenswert ist auch das Geburtshaus des hier geborenen Arztes und Botanikers Leonhart Fuchs (1501–66), dem Namensgeber der beliebten „Fuchsie“.
Verkehrsamt Oettingen, Schlossstr. 36, 86732 Oettingen, Tel. 09082/7 09-51, Fax 0 9082/70988, www.oettingen.de Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Verkehrsamt Haus des Gastes, 86650 Wemding, Tel. 09092/82 22 und 969036, Fax 09092/96 9050, www.wemding.de Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Unser Buchtipp:
Bayr.-Schwäb. Jakobus-Pilgerweg
Vom Ries zum Bodensee in 16 Tagesetappen
von Ulrich Lohrmann
Aufgeteilt in 16 Tagesetappen werden die Wegabschnitte ausführlich beschrieben und dabei alle wichtigen Stationen des Pilgerweges ausführlich erläutert.
Im praktischen Teil findet man Einkehrempfehlungen, Etappenlänge und Beschafftheit des Weges sowie Informationen zu markanten Wegpunkten.
Über 400 km auf den Spuren des heiligen Jakob, 144 Seiten, farbige Abbildungen und detaillierte Karten, 12,2 x 20 cm, ISBN 3-89987-511-7, Art.-Nr.: 511/1107, 14,95 Euro
Weitere Infos zum Jakobus-Pilgerweg erhalten Sie unter www.stoeppel.de und per email unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Einführung zum Jakobus-Weg finden Sie in German News hier
Informationen zur Teilstrecke "Donauwörth – Kloster Holzen" finden Sie in German News hier
Quellen: Ralf Oesterreicher, Stöppel Verlag, Buch Bayr.-Schwäb. Jakobus-Pilgerweg
Fotos: Stöppel Verlag
Autor: Gerd Bruckner