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Schwindel ist nach Kopfschmerzen das zweithäufigste Gesundheitsproblem in den Hausarzt-Praxen. Was sind die Ursachen und was kann man dagegen tun?

Sind es Herzrhythmusstörungen oder die Medikamente? Ist das Gleichgewichtsorgan gestört oder schwankt der Blutdruck? Leiden Sie an Depressionen oder Diabetes? Die Auslöser für Schwindelanfälle sind äußerst vielfältig. Und auch die Art der auftretenden Schwindelprobleme variiert. Bei dem einen Patienten scheint sich die Welt im Kreis zu drehen, ein anderer hat das Gefühl, der Boden schwanke unter seinen Füßen, bei anderen wieder tritt das Gefühl zu sinken oder zu schweben auf und schließlich gibt es noch das Gefühl des Taumelns. Bei so vielen möglichen Ursachen ist der Arzt auf die genaue Mitarbeit der Patienten angewiesen, um den Grund der Krankheit zu ermitteln – und damit auch die richtige Behandlungsmöglichkeit zu finden.

Vielfache Ursache: Verschobene Wahrnehmung

Schwindel entsteht immer dann, wenn das Orientierungssystem des Körpers gestört ist. An diesem System sind die Augen, der Gleichgewichtssinn und die so genannte Tiefenwahrnehmung beteiligt. Das Sehen und die Verarbeitung optischer Reize sind dabei ein wichtiger Faktor. Wenn man von einem hohen Turm in die Tiefe blickt, finden die Augen keinen Fixpunkt, an dem sie sich orientieren können. Auf diese Weise kann Höhenschwindel auftreten.

Der Gleichgewichtssinn wird im Wesentlichen durch ein bogenförmiges Gebilde im Ohr bestimmt: dem so genannten Vestibularapparat. Er enthält eine Flüssigkeit und Sinneszellen, die Veränderungen der Lage von Kopf und Körper erfassen und diese Signale an das Gehirn weiterleiten. Die Tiefenwahrnehmung als dritter Faktor erfasst durch Rezeptoren im Inneren des Körpers, ähnlich wie beim Tastsinn, Informationen über die Muskelanspannungen oder die Gelenkstellungen. Dies hilft dem Gehirn, festzustellen, in welcher Lage sich bestimmte Körperteile befinden – ob wir zum
Beispiel sitzen oder Schlittschuh laufen.

Eine Ursache: Widersprüchliche Sinneswahrnehmen

Werden von den einzelnen Bestandteilen des Orientierungssystems widersprüchliche Informationen übermittelt, kann Schwindel auftreten. Beispielsweise in einem Fahrstuhl, wenn die Augen zwar keine Ortsveränderung feststellen, die Tiefenwahrnehmung des Körpers jedoch eine Druckveränderung und damit Bewegung signalisiert. Schwindel kann häufig von einer Störung der Reizaufnahme im Gleichgewichtsorgan ausgehen - oder aber von fehlerhafter Übermittlung der Signale im Gehirn.

Sehstörungen können an Schwindel beteiligt sein, aber auch psychische Ursachen, die zu Veränderungen bei den Gehirnbotenstoffen führen. Durch Depression, Angststörung oder Phobien ausgelöste Schwindelerkrankungen sind nach Auffassung der Stuttgarter Psychotherapeutin Dr. Annegret Eckhardt-Henn in 30 bis 50 Prozent aller Fälle anzunehmen. Dann können auch körperliche Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Unterzuckerung bei Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen Auslöser sein. Und nicht zuletzt können Medikamente, wie sie etwa gegen Übelkeit, Bluthochdruck, Muskelverkrampfungen oder Depressionen verabreicht werden, die Ursachen von Schwindel sein.

Tests  helfen bei der Ursachen-Forschung

Eine besondere Form der Schwindelerkrankung ist der Drehschwindel, der bei der Menière-Krankheit auftritt. Diese wird durch vermehrte Bildung von Flüssigkeit im Innenohr ausgelöst. Durch den erhöhten Druck können Schwindel, Übelkeit, Verlust des Gehörs und Tinnitus auftreten. Schon die genaue Schilderung der Empfindung des Schwindels und seiner Begleiterscheinungen durch den Patienten kann dem Arzt wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache geben. Wenn beispielsweise Schwarzwerden vor den Augen oder „Sternchensehen“ auftritt, liegt der Verdacht auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung nahe. Der Arzt wird immer auch nach vorliegenden Krankheiten forschen und eine gründliche körperliche Untersuchung vornehmen. Dazu gehören Geh- und Stehtests mit offenen und geschlossenen Augen. Auch das Gehör wird untersucht. Oft müssen Hals-Nasen-Ohren- und Nervenspezialisten mit zugezogen werden.

Die Behandlung richtet sich stets nach der Ursache. Bei bestimmten Schwindelerkrankungen kann ein Schwindeltraining gemacht werden. Ungefähr 90 Prozent der Betroffenen können damit während weniger Wochen frei von Beschwerden werden. Bei den psychisch bedingten Schwindelkrankheiten werden Medikamente wie Antidepressiva oder Arzneimittel, die den Gehirnstoffwechsel regulieren, eingesetzt. In schwersten Fällen können Operationen erforderlich werden.

Training gegen Schwindel

Die Ärzte der Neurologischen Klinik der Universität Magdeburg empfehlen als Hausmittel zwei Übungen gegen Schwindelbeschwerden, die durch Störungen des Gleichgewichtssinnes bedingt sind. Dieses bewährte Gleichgewichtstraining könne die Beschwerden verringern oder sogar ganz verschwinden lassen.

- Drehstuhltraining
Setzen Sie sich auf einen Bürostuhl und fixieren Sie mit den Augen einen bestimmten
Punkt, der nicht weiter als 50 Zentimeter entfernt sein sollte – zum Beispiel eine Tasse. Nun behalten Sie die Tasse im Auge und drehen sich langsam um 90 Grad nach rechts, danach nach links. Die Übung regt das Gleichgewichtssystem an.

- Tennisballtraining
Befestigen Sie an einer Schnur einen Tennisball in Augenhöhe. Ihre Augen sind 30 bis 50 Zentimeter vom Ball entfernt. Bringen Sie den Ball von rechts nach links zum Pendeln. Verfolgen Sie mit den Augen zehn Schwingungen des Tennisballs, ohne dabei Ihren Kopf zu bewegen. Danach wird die Übung wiederholt. Diesmal folgen Sie mit dem Kopf und den Augen den Bewegungen des Balls. Diese Übung trainiert die vom Gleichgewichtssinn abhängige Fähigkeit, Blickzielen zu folgen.

Quelle: obx-medizindirekt

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